Die ursprünglich für September 2022 geplante 7. Aktion wurde wegen Bahnsteigbauarbeiten in Otze auf April 2023 verschoben, um verfälschte Ergebnisse zu vermeiden. Auch am neuen Termin traten Probleme auf: Die Zahl der Güterzüge war ungewöhnlich gering (nur ca. 75), möglicherweise wegen eines regionalen Streiks in Süddeutschland. Daher sind die Ergebnisse nur bedingt aussagekräftig, und auf Jahresvergleiche wird verzichtet. Die Organisation lag erneut bei Axel Berndt. Trotz Personalmangels war das Engagement der Helfer groß – vielen Dank an alle Beteiligten, besonders an jene, die alle sieben Aktionen unterstützt haben.

Anzahl der Züge durch Otze

Gemessen wurde vom 25. April um 6 Uhr bis zum 26. April um 6 Uhr.

Ursprünglich hatten wir erwartet, dass die Zugzahlen stetig steigen werden. Eine derartige Entwicklung lässt sich seit Bestehen der BIOS und der ersten Aktion in 2016 allerdings nicht bestätigen. Dieses Jahr gab es vermutlich einen Sonderfall: Es könnte ein Streik im Süden Deutschlands dazu geführt haben, dass Bahnbetreiber am Tag der Aktion kaum Züge „in unsere Richtung“ gelenkt haben oder gleich Züge ganz verschoben haben. Verteilt auf den ganzen Tag zeigten sich für Otze folgende Zugfrequenzen:

Wie wenig Güterzügen an diesem Aktionstag fuhren, lässt sich dann erkennen, wenn von der Gesamtzahl der Züge pro Stunde die vier regelmäßig fahrenden S-Bahnen abgezogen werden: S6 und S7 in beide Richtungen pro Stunde. Da aber zur Nachtzeit zwischen 01 und 04 Uhr keine S-Bahnen verkehren, kann hier der Eindruck (bei aller Vorsicht aufgrund der geringen Zugzahlen) bestätigt werden, dass vermehrt die Nachtzeit für Güterverkehre genutzt wird. Und wenn dann auch noch relativ laute Züge fahren, ist die Belastung für die Anlieger natürlich besonders hoch.

Messung der Schrankenschließzeiten

Die Schrankenschließzeiten an dem Tag lagen bei insgesamt 4 Stunden und 5 Minuten. Die vergleichsweise geringe Zeit resultiert natürlich aus den wenigen Zügen an diesem Tag. Die längste Schließzeit lag bei ca. 4 Minuten, die kürzeste bei ca. 40 Sekunden. Im Durchschnitt lag die Schließzeit bei ca. 1 Minute und 40 Sekunden.

Messung des Schalldruckpegels vorbeifahrender Züge

Beim Thema „Lärm“ haben wir in diesem Jahr für Otze folgende Werte gemessen. Der Durchschnitt aller Züge lag bei 83,9 dB(A) Wobei die S-Bahnen im Durchschnitt mit einem Schalldruckpegel von 77,3 dB(A) gemessen wurden und die Güterzüge mit 90,5 dB(A). Den Höchstwert erreichte ein Güterzug mit 102,8 dB(A), während der leiseste Güterzug einen Wert von nur 74,5 dB(A) erreichte. Die lauteste S-Bahn wurde mit 96,6 dB(A) gemessen und die leiseste mit 62,1 dB(A)

Der Gesamtdurchschnitt ist gegenüber dem Vorjahr deutlich gesunken. Das hat aber z. T. eher statistische Gründe: Insbesondere die geringe Zahl der Güterzüge hat aufgrund ihrer Lärmintensität den Durchschnittswert gesenkt. Die Zahl der durchgängig leiseren S-Bahnen lag ja bei 50% aller Züge, ein Anteil, der in keinem der Vorjahre so hoch war wie in diesem. Gleichwohl konnte unser subjektiver Eindruck, dass nach und nach immer mehr leisere Güterzüge durch Otze fahren, ein wenig bestätigt werden. Nicht nur der Gesamtdurchschnitt ist gesunken, sondern auch der Maximalwert des lautesten Güterzuges mit 102, 8 dB(A). Und der leiseste Güterzug mit 74,5 dB(A) zeigt, dass es geht, aber auch noch Luft nach oben ist.

Schienenquerungen

Insgesamt wurden an dem Tag in Otze 2.943 Querungen gezählt. Davon entfielen auf die Fußgänger 228 Querungen, auf motorisierte Fahrzeuge 2.512 Querungen und auf Nicht-Motorisierte Fahrzeuge (Fahrräder usw.) 203 Querungen.

Die Anzahl der Querungen hat sich in Otze erkennbar uneinheitlich entwickelt. Der Anstieg in diesem Jahr ist auf eine besondere Ausnahmesituation zurückzuführen: An dem betreffenden Tag kam es zu einer Vollsperrung der A 2, wodurch zahlreiche Fahrzeuge auf alternative Routen ausweichen mussten – unter anderem über den Bahnübergang in Otze, da auch die B 188 stark überlastet war.

Insgesamt wirken die Querungszahlen vergleichsweise hoch. Besonders problematisch ist dabei die zeitliche Ballung des Verkehrs. Wenn sich in diesen Spitzenzeiten zusätzlich eine hohe Zahl an Zugdurchfahrten mit entsprechend langen Schließzeiten der Schranken ergibt, wird das Problem der „Dorfzerschneidung“ besonders deutlich spürbar.

Fazit

Die Ergebnisse der 7. Aktion in Otze sind aufgrund besonderer Umstände – insbesondere der geringen Zahl an Güterzügen infolge eines möglichen Streiks – nur eingeschränkt aussagekräftig. Ein Jahresvergleich wurde deshalb bewusst vermieden. Dennoch liefert die Erhebung wichtige Einblicke: Die nächtliche Nutzung der Strecke für Güterverkehre ist weiterhin spürbar und trägt zur Lärmbelastung bei, auch wenn die durchschnittlichen Schalldruckpegel gegenüber dem Vorjahr gesunken sind – überwiegend durch den hohen Anteil leiserer S-Bahnen. Die hohe Zahl an Schienenquerungen – verstärkt durch eine A2-Vollsperrung – verdeutlicht erneut die Problematik der „Dorfzerschneidung“, insbesondere bei gleichzeitig langen Schrankenschließzeiten in verkehrsintensiven Phasen. Trotz personeller Engpässe war das Engagement der Helfer erneut bemerkenswert – ihnen gilt besonderer Dank.